Renaturierung der Losse - Lebensader unserer Landschaft-

Text Beschreibung Losse, Fotos Ki

Das Lossedelta: Fläche ca. 60.ooo m2
bewegtes Erdreich: ca. 62,000 m2
Gewässerlänge ca. 900 m
--> Fotos Lossedelta und Biberstaudämmen

Die Losse - Lebensader unserer Landschaft

Naturnahes Lossedelta
Losse
Die Bemühungen um eine Verbesserung des Zustandes der Losse begannen im Jahr 1993. Damals beschlossen die im Wasserverband Losse vereinten Kommunen Kassel, Kaufungen, Helsa und Hessisch Lichtenau, die Kasseler Universität mit der Erarbeiung eines "Bebietsbezogenen Renaturierungskonzeptes für die Losse" zu beauftragen.
Dessen Erstellung machte eine Förderung aus dem hessischen Landesprogramm "Naturnahe Gewässer" möglich. Nach intensiven Untersuchungen der Losse und ihrer Nebenbäche erfolgten Planungen zur naturnahen Umgestaltung der insgesamt rund 110 Kilometer langen Fließgewässer, die auch die Situation der Talauen berücksichtigen.
Schon im Jahr nach Vorlage des Renaturierungskonzeptes begann seine Umsetzung. Wiederum gefördert durch das Hessische Umweltministerium sowie aus Finanzmitteln der Naturschutzverwaltungen lag der Schwerpunkt zunächst auf Maßnahmen zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit des Gewässerlaufes. So hatte die Erfassung der Tierwelt des Gebietes gezeigt, dass nur die untersten 2 bis 3 Kilometer der Losse einen arten- und individuenreiche Fischfauna aufwiesen. Querbauwerke, darunter betonierte Sohnenabsürze von biszu 1,5 m m Höhe verhinderten den weiteren Aufstieg der Fische in das Gewässersystem.
Insgesamt addierte sich die Zahl von Querbauwerken, die Fischzüge beeinträchtigen, auf 48 - allein in der Losse. Im rechnerischen Mittel wurde der Losselauf zwischen Kassel und Hessisch Lichtenau somit alle 600 Meter von einem Querbauwerk unterbrochen. Inzwischen sind die Wanderhindernisse weitgehend beseitigt und der Rückbau der Verbliebenen ist vorgesehen.
Weitere Aktivitäten zur Verbesserung des ökologischen Zustandes der Losse sind Strukturen von Ufer- und Auenbereichen.
1. Losseaue in Hessisch Lichtenau Die Verbesserung des ökologischen Zustandes der Losse im Gebiet der Stadt stellt eine anspruchsvolle Aufgabe dar. Sicher unumkehrbar ist die mehr als zwei Kilometer lange Verrohrung der Losse unter der Kernstadt und auch randlich von Hess. Lichtenau gibt es viele Zwangspunkte zu berücksichtigen. Wo Bebauung, Kanäle oder Versorgungsleitugnen an die Losse grenzen kann auf Sicherungen des aufgeweiteten Bachbettes und der abgeflachten Böschungen nicht verzichtet werden. Verwendung finden Steinblöcke, Schotter und Kies. Beton und Pflaster sind tabu.
2. Losseaue in Fürstenhagen Befreit von ihrem trapezförmigen Regelprofil tritt die Losse als bindschaftsprägendes Element wieder stärker in Erscheinung. Ein Zeil der Maßnahme ist es sie wieder stärker in das Bewusstsein der Anlieger zu rücken
3. Steinbach in Eschenstruth Einst wurde der untere Steinbach als betonierter Kanal ausgebaut und so sein naturnaher Oberlauf vom Gewässersystem der Losse abgetrennt. Die Umgestaltung des Steinbaches erfolgte als Ausgleich für den Bau der Lossetalbahn und die resultierenden Eingriffe in Natur und Landschaft.
4. Umgehungsgerinne bei Helsa Als eine der ersten Renaturierungsmaßnahmen erfolgte die Anlage eines Umgehungsgerinnes für ein Mühlenwehr. Ein Abriss oder Umbau des Wehres wäre aufgrund denkmalgeschützter Vorbehalte unerwünscht. Die Kritik das Fische den "Umweg" nicht finden konnte mit einer wissenschaftlichen Untersuchung widerlegt werden.
5. Abstürze unterhalb Helsas Anstelle einer Kaskade aus vier hohen Betonabstürzen zwischen denen die Losse mit Basalt gepflastert war sind "Stromschnellen" mit einer Kies- und Schottersohle entstanden. Die Entnahme des Betons und Basaltpflasters erfolgte im Jahr 2004
6. Losse in Kassel-Bettenhausen Auch unter ungünstigen Randbedingungen ist es möglich, den ökologischen Zustand zu verbessern. Grenzen, Straßen und Industrieareale schließen unmittelbar an den Losselauf an, daher konzentrieren sich die Umgestaltungsmaßnahmen auf die Gewössersohle und das unmittelbare Gewässerprofil.
7. Mündungsdelta in der Fuldaaue
--> Aussichtshügel am Fuldaradweg beim MHKW Nähe Gaststätte Helleberg, das Naturnahe "Lossedelta"
Historische Karten aus der Mitte des vorletzten Jahrhunderts zeigen dass die Losse ihr Tal ursprünglich in stark gewundenem Lauf durchfloss. Insbesondere nach Eintritt in das flache Kasseler Becken bildete der Bach ausgeprägte Bachschlingen, sogenannte Mäander. Im Bestreben, die fruchtbaen Auenböden landwirtschaftlich besser nutzen zu können und Raum für die wachsenden Ortschaften zu schaffen, erfolgten Regulierungen der Losse: Bachschlingen wurden verfüllt, der Gewässerlauf begradigt und eingetieft, feute Gründänder drainiert und so für den Ackerbau und intensive Wiesennutzung urbach gemacht. Nach Abschluß dieser Maßnahmen des Kulturwasserbaus des 19. und 20. Jahrhunderts präsentierte sich die Losse über lange Strecken als kanalrtig trassierter Gewässerlauf. Aus der Erkenntnis, das ein ausschließlich nutzungsorientierter Umgang mit Fließgewässern gravierende ökologische Nachteile mit sich bringt, wuchs das Bestreben, Abschnitte der Losse soweit möglich wieder naturnah zu entwickeln. Eine wichtige Maßnahme zur Renaturierung der Losse ist ihre naturnahe Anbindung an die Fulda. In Verbindung mit der Umgestaltung von Querbauwerken steht die Losse so den Fischen der Fulda wieder als Laichgewässer und Rückzugslebensraum zur Verfügung. Mit Abschluß der Geländeumgestaltung werden sich auf den der natürlichen Entwicklung überlassenen ehemaligen Ackerflächen nun wieder amphibische und terrestrische Lebensräume etablieren, die in unseren Auen selten geworden sind.
7a: Amphibische Auenbiotope Wegen des hohen Grundwasserspiegels entstehen in naturnahmen Auen Wasserflächen und Tümpel die nicht mit dem Fluss in Verbindung stehen. Diese bilden wertvolle Lebensräume von in unserer Kulturlandschaft selten gewordenen Sumpfpflanzen und Tierarten. So werden die im Rahmen der NRenaturierung neu angelegten Stillgewässer schon bald von Wasserfröschen, Molchen und Libellen besiedelt sein
7b: Kies und Schotterbänke In strömungsberuhigten Bereichen lagern sich von der Losse mitgeführte Sande, Kiese und Schotter ab. Großflächiger vegetationsfreie Ufer- und Inselbänke liefern in unserer Region heimischen Watvögeln wie dem Flussunterläufer eund dem Flussregenpfeifer reichlich Nahrung, da sich in dem feuchten Substrat zahllose Würmer, Kleinkrebse und Insekten verbergen. In den Frühjahrs- und Herbstmonaten kann der aufmerksame Betrachter hier auch im Binnenland selten anzutreffende Stand -und Watvögel beobachten, die mit ihren langen Schnäbeln nach Kleintieren stochern.
7c: Wechselfeuchte Flachufer An Flachufern an naturnahen Gewässern entwickeln sich Röhrichtzonen, Schildsäume, wenn diese Areale nicht zu intensiv genutzt werden. Während die Schildbestände am Stillgewässern zumeist recht arm an Pflanzenarten sind finden sich unter den auffällig blühenden Stauden der Röhrrichtsäume von Fließgewässern auch Liliengewächse wie die in Hessen gefährdete Schwanenblume und die Schwertlilie
7d: Uferabbrüche Steilufer bieten dem blau schillerndem Eisvogel, der die unlängst renaturierten innterstädtischen Lossestrecken bereits wieder als Lebensraum angenommen hat und hier mit etwas Glück bei der Jagd nach Fischen zu beobachten ist, gute Brutbedingungen. Um Gelege und Jungvögel vor "Räubern" zu schützen graben die Vögel bis zu einem Meter lange Gänge in steile Lehmufer. Auch die in Kolonien lebende Uferschwalbe benötigt Steilufer um ihre Brutröhren anzulegen.
7e Hohe Strömungsvielfalt In naturnahen Bächen und Flüsseln wechseln die Strömungsverhältnisse häufig. Auch Wassertiefe und Substratbescheschaffenheit können stark variieren. Jedes Hochwasser bedingt Abtragungen der Gewässersohle (Erosion) und Auflandungen (Sedimentation). So entstehen flach überströmte oder trocken fallende Kiesbänke neben tiefen Sohlenrinnen.
Gefördert durch das Land Hessen
Projektleitung & Koordination Wasserverband Losse
Fachliche Betreuung Regierungspräsidium Kassel (Umwelt- und Arbeitsschutz sowie Verkehr, Planung, ländlicher Raum, Verbraucherschutz)
Projektfinanzierung HMULF
Planung und Bauleitung WACU Gmbh, Kassel
Kasseler Entwässerungsbetrieb Kassel Wasser